Viele Menschen, die ihre Wohnungen selbst renovieren, machen bei der Farbwahl Fehler. Sie überstreichen Nikotin- oder Wasserflecken mit normaler Wandfarbe. Leider ist zu erwarten, dass die Flecken wieder durchschlagen. Hier ist die Wand unbedingt mit einer Sperrfarbe zu behandeln.
Solche Grundierungen sind auch als Isolierfarben bekannt. Sie bilden einen isolierenden Unteranstrich, der ein Durchschlagen der Flecken effektiv verhindert. Anhand typischer Beispiele soll die Arbeit mit Sperrgrund Farben aufgezeigt werden. Doch zunächst soll erklärt werden, was eine Absperr- oder Isolierfarbe ausmacht.
Was kennzeichnet eine Sperrfarbe?
Früher basierten die sogenannten Isolier- oder Absperrfarben auf chemischen Lösungsmitteln. Heutzutage finden sich auch Produkte, die wasserbasiert sind. Solche sind beispielsweise als Nikotinfarben oder Nikotinsperre im Einsatz.
Unter Profi-Handwerkern galten wasserbasierte Dispersions-Absperrfarben lange als unzureichend. Der damit erzielbare Isoliereffekt genügte Profis nicht. Um Reklamationen und Regressansprüche zu vermeiden, wurden weiterhin lösungsmittelbasierte Sperrfarben eingesetzt. Die modernen Isolierfarben sind jedoch emissionsfrei. Sie sind auch als wasserbasierte Isolierschicht leistungsstark, gut zu verarbeiten und erfüllen selbst hohe Ansprüche. Damit wird ein gesundes Raumklima geschaffen.
Bekanntlich kann man viele Verschmutzungen mit Wasser ablösen. Beim Renovieren kann diese Eigenschaft jedoch hinderlich sein. Durch ihren Feuchtigkeitsgehalt können Tapetenkleister und Wandfarben färbende Substanzen aus der Wand lösen. Verdunstet die Feuchtigkeit, bleiben unschöne Flecken und Verfärbungen an der Wand. Diese werden sehr oft auf die neuen Tapeten übertragen bzw. Schlagen durch.
Die so entstehenden Verfärbungen und Flecken werden meist erst nach Abschluss der Renovierungsarbeiten wahrgenommen. Für solche und andere Probleme sind Isolations- und Absperrfarben eine gute Lösung.
Flecken durch Wasserschäden überstreichen
Ein Rohrbruch in der Wohnung darüber - und schon ist ein Wasserfleck an der Zimmerdecke. Problematisch ist, dass dieser nach dem Abtrocknen einen Wasserrand gebildet hat. Zudem können mineralische und andere Substanzen ausgeschwemmt werden. Es ist wahrscheinlich, dass solche Flecken sich trotz des Überstreichens nicht entfernen lassen. Sie schlagen immer wieder durch. Man kann noch so oft mit konventionellen Wandfarben Wasserflecken überstreichen. Sie setzen sich immer wieder durch.
Ohne den Fleck mit einer Absperrfarbe zu behandeln, wird sich das Problem nicht dauerhaft lassen. Bei besonders hartnäckigen Wasserflecken wird empfohlen, diese zweifach mit Isolierfarbe abzudecken, bevor die normale Wandfarbe gestrichen wird. Jede Beschichtung muss erst komplett durchtrocknen, bevor die nächste Farbschicht aufgetragen wird. Nur so kann man Wasserflecken überstreichen, ohne dass sie erneut durchschlagen.
Nikotinflecken - oft der Nachlass des Vormieters
In der Regel ziehen Neumieter in eine frisch renovierte oder sanierte Wohnung. Es kann aber vorkommen, dass jemand wissentlich eine unrenovierte Wohnung übernimmt und dafür einen Mietnachlass erhält. In diesem Fall übernehmen die neuen Wohnungsmieter sämtliche Sanierungs- und Renovierungsarbeiten selbst. Eher selten ist eine Zimmerwand durch den eigenen Nikotingenuss so verfärbt, dass sie einer besonderen Behandlung bedarf.
Zigaretten, Zigarren oder Pfeifentabak hinterlassen über die Jahre einen "Gelbstich" auf den Wänden. Teer und Nikotin setzen sich als unschöner gelblicher Film ab. Die bräunlich-gelbe Nikotinfarbe ist hartnäckig. Natürlich kann man die Wände alle paar Jahre mit gewöhnlicher Wandfarbe streichen und hoffen, dass diese Maßnahme genügt. Doch der Nikotinfilm ist wasserlöslich. Die gelblich-graue Nikotinfarbe lässt sich daher nicht mit gewöhnlichen Wandfarben überstreichen.
Absperrfarbe bindet den Nikotinfilm an sich und deckt diesen zugleich ab. Sollte die Wand sehr stark verfärbt sein, muss entweder die Tapete entfernt werden, oder ein zweifacher Anstrich mit Isolierfarbe erfolgen. Oftmals wird es nötig, die betroffenen Stellen an der Wand vorab zu säubern. Dazu sind spezielle Wandreiniger im Malerbedarf zu kaufen. Erst dann wird die Nikotinfarbe dauerhaft entfernt und kann überstrichen werden.
Kinderhände beschmutzen gerne die Wände
Problematisch sind vor allem Kinderzeichnungen, die mit Buntstiften, Filzmalstiften, Tintenfüllern, Textmarkern, Kugelschreibern und Wachsmalfarben aufgebracht wurden. Soll das Kinderzimmer irgendwann renoviert werden, sind solche Kinderzeichnungen hinderlich. Sie können nicht einfach mit gewöhnlichen Wandfarben überstrichen werden.
Filzstifte und Textmarker enthalten Lösungsmittel. Wachsmalstifte und Wachskreiden stoßen jedwede Übermalung ab. Auch Füllertinten und Kugelschreibertinten sind schwer zu entfernen. Übermalungen mit konventionellen Wandfarben können Kinderzeichnungen oft nicht überdecken. Die “Gemälde” werden nach dem Überstreichen wieder durchschlagen.
Alles, was die Kinderhände auf der Wand hinterlassen haben, muss zunächst mit einer Isolationsfarbe überstrichen werden. Die Alternative ist, alle bemalten Tapeten zu entfernen und das Zimmer neu zu tapezieren.
Verschmutzte Hölzer streichen
Naturholz und Holzwerkstoffe enthalten natürliche Farbpartikel, Holzspachtelmassen, Harze und Säuren, die das Überstreichen erschweren. Hölzerne OSB-Platten sind zusätzlich mit Klebern belastet. Vollholzmöbel können gewachst, geölt oder gelaugt sein. Möchte man ein altes, unschön wirkendes Holzmöbel nun anstreichen, wird dies eine Herausforderung. Einige im Holz enthaltenen Substanzen werden durch das Übermalen ausgeschwemmt. Sie wandern an die Oberfläche und setzen sich als bräunliche Verfärbungen ab.
Damit diese Substanzen nicht durch Farben oder Lacke durchschlagen, müssen alle Hölzer mit Isolierfarbe behandelt und "abgesperrt" werden.
Erst danach kann ein Anstrich mit der gewählten Farbe erfolgen. Beim Einsatz von wasserbasierten Farben sollte die enthaltene Holzfeuchte beachtet werden. Außerdem können Witterungseinflüsse hinderlich oder förderlich für einen Neuanstrich sein.
Fett- und Ölflecken überstreichen
Wie kommen denn nur Fettflecken und Ölflecken auf eine Tapete? In der Küche ist das naturgemäß häufiger der Fall. Rund um den Herd und die Spüle sind deshalb leicht zu reinigende Kacheln zu finden. Doch hin und wieder läuft etwas aus oder spritzt dahin, wo es nicht landen soll. Vulnerabel ist insbesondere die Wand hinter den Mülleimern. Hier landen oft Kaffee- oder Teeflecken aus entsorgten Tee- und Kaffeefiltern.
Fette und Öle schlagen bekanntlich durch alle konventionellen Wandfarben durch. Sie bilden haftungsmindernde Trennschichten, die je nach Größe des Flecks gravierende Renovierungsprobleme darstellen. Auch Dunstflecken neben und über der Dunstabzugshaube können nur schwer überstrichen werden. Auch sie enthalten meistens Fettpartikel und darin eingelagerten Staub.
Vor einer Wandfarben-Überschichtung von Fett- und Ölflecken muss zunächst eine Sperrfarbe eingesetzt werden. Die Absperrfarbe bindet Fett oder Öl. Sie verhindert, dass Fettflecken erneut sichtbar werden. Ist ein Fettfleck besonders stark ausgeprägt, sollte er zunächst mit einem geeigneten Spezialreiniger vorbehandelt werden.
Feuchte Wände und durchfeuchtete Tapeten
Zu feuchten Tapeten kann es leicht in kalten Zimmerecken kommen, die beim Lüften nicht ausreichend vom Luftaustausch berührt werden. Fensterlose Bäder sind ebenso häufig davon betroffen. Hier zeichnen sich über kurz oder lang Schimmelspuren und Feuchtigkeitsflecken auf der Tapete ab. Diese Verfärbungen werden nach dem überstreichen noch wahrgenommen.
Auch in Garagen oder Kellerräumen ist Feuchtigkeit ein Problem. Die Wandfarben bröckeln und platzen ab. Es kommt teils zu Salpeter-Ausblutungen. Solche Räume sind meist schlecht oder gar nicht isoliert. Daher haften die herkömmlichen Wandfarben nicht oder sie lösen sich schon nach kurzer Zeit wieder ab. Der Vermieter möchte meist die Kosten für eine Kellersanierung sparen. Hier ist ein Anstrich mit einer Sperrfarbe oder einem isolierenden Feuchtblocker die einzige Lösung.
Vor dem Aufbringen einer Sperrfarbe sollten jedoch die Salpeterausblutungen sowie die bröselnden und abplatzenden Farbreste entfernt werden. Auch gelockerter Fugenzement muss entfernt und neu aufgebracht werden. Isolierfarben haften auch auf feuchten Untergründen. Sie binden die Feuchtigkeit und beugen wegen ihrer Alkalität Schimmelbildung vor. Bei gutem bis sehr gutem Deckvermögen muss anschließend kein weitere Anstrich mit geeigneten Wandfarben erfolgen.
Versottungen an Kaminen oder Schornsteinen
Sogenannte Versottungen treten oft an Kaminen oder neben Schornsteinen auf. Als Versottung werden teils großflächige bräunliche Verfärbungen neben Kaminen oder Schonsteinen bezeichnet. Diese Verfärbungen entstehen durch Feuchtigkeit, Teerpartikel und Säuren. Versottungsflecken können einen unangenehmen Geruch mit sich bringen. Sie sind an den Mantelsteinen eines Kamins zu finden und entstehen durch Kondensation von kondensierfähigen Bestandteilen aus dem Verbrennungsprozess.
Versottungen einfach zu überstreichen, wird ohne Vorbehandlung nicht erfolgreich sein. Es besteht die Gefahr, dass die Versottung erneut durch die Farbe schlägt. Diese haftet wegen der Mixtur aus Substanzen, die die Versottung gebildet haben, nicht auf deren Oberfläche. Die entstandenen Haftungsprobleme können jedoch mit einer Isolierfarbe effektiv abgedeckt und beseitigt werden. Im Anschluss lassen sie sich mit einer Deckfarbe streichen.